Haben attraktive Menschen Vorteile? Werden sie besser behandelt als weniger attraktive? Bekommen sie die besseren Jobs? Wie wichtig ist es, auf einem Bewerbungsfoto gut auszusehen? Glaubt man bisherigen Untersuchungen, so muss man diese Fragen bejahen. Sie zeigen, dass Menschen umso positiver eingeschätzt werden, je attraktiver sie aussehen.
Um dies zu überprüfen, legten wir Versuchspersonen unterschiedlich attraktive Gesichter vor (unattraktiv, mittelmäßig attraktiv und attraktiv) und baten sie, die gezeigten Personen bezüglich folgender Eigenschaften zu beurteilen:
Eine Auswahl der beurteilten Gesichter:
Attraktive Frauengesichter:
Unattraktive Frauengesichter:
Attraktive Männergesichter:
Unattraktive Männergesichter:
Alle diese Gesichter gibt es in Wirklichkeit nicht. Sie wurden im Computer erzeugt. Trotzdem schreiben ihnen Versuchspersonen bestimmte Charaktereigenschaften zu.
Die Ergebnisse sind erschreckend eindeutig. Es gibt ein ausgeprägtes Attraktivitätsstereotyp: Je attraktiver die präsentierten Gesichter waren, desto erfolgreicher, zufriedener, sympathischer, intelligenter, geselliger, zugänglicher, aufregender, kreativer und fleißiger wurden die Personen eingeschätzt. Für unattraktive Gesichter gilt das Gegenteil: Je unattraktiver, desto eher wurden negative Eigenschaften unterstellt.
Der Zusammenhang zwischen Attraktivität und positiven Persönlichkeitseigenschaften ist dabei sogar sehr stark (Korrelationen zwischen .70 und .90; Details siehe Bericht!). Frühere Untersuchungen konnten keine so starken Effekte finden. Dies liegt daran, dass wir - im Gegensatz zu anderen Untersuchungen - Störfaktoren wie Kleidung, Lächeln, Frisur, Schmuck, Beleuchtungseffekte oder wechselnde Bildhintergründe konsequent ausgeschaltet haben - was übrig bleibt, ist nur das (mehr oder weniger attraktive) Gesicht an sich.
Ein kleiner Trost für alle, die mit ihrem Aussehen weniger zufrieden sind: Im Alltag spielen solche Faktoren, die man in einem Experiment bewusst unterdrückt, eine wichtige Rolle. Die zahlreichen Ratgeber zu Styling, Kleidung, Frisur oder Make-up haben durchaus eine gewisse Berechtigung, denn ein bisschen mehr kann jeder aus seinem Typ machen. Dennoch wird durch Styling aus einem hässlichen Menschen kein schöner. Es ändert sich nichts an der ungerechten Tatsache: Schöne Menschen haben einen dicken Bonus. Und das nur, weil wir scheinbar so aufgeklärten Menschen des 21. Jahrhunderts auf einen simplen Fehlschluss hereinfallen: "Was schön ist, ist auch gut."
Buchtipp:
Henss, Ronald (1998). Gesicht und Persönlichkeitseindruck.
Sozialpsychologisches Buch über die Wahrnehmung und Beurteilung von Gesichtern. Wissenschaftlich.
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