Beim Thema Schlankheit scheint alles klar zu sein: "Schlank ist schön", so denken die meisten. Und: "je schlanker, desto schöner." So verwundert es auch nicht, dass sich die meisten Menschen für zu dick halten und abnehmen wollen. Dem Druck schlank zu sein, können sich bereits Teenager kaum entziehen. So fühlt sich beispielsweise jedes zweite Mädchen zu dick, obwohl nur jede zehnte tatsächlich übergewichtig ist. Zudem hat die Hälfte aller Schülerinnen bereits Diäterfahrungen, 25 % sogar mehrfach (Quelle: Heidelberger Studie "Lebenssituationen und Verhalten von Jugendlichen").

Gleichzeitig wird der offensichtliche Schlankheitswahn unserer Gesellschaft oft kritisiert. Eines der Hauptargumente ist dabei der Hinweis auf die negativen Nebenwirkungen, die das Schlankheitsideal auf einige wenige hat: In den westlichen Industrienationen leiden etwa 1 % der Frauen bis 25 Jahre an Magersucht und etwa 3 % an Bulimie (Quelle: Magersucht-Online und Bulimie-Online). Doch die abschreckenden Bilder magersüchtiger Frauen zeigen kaum Wirkung. Kein Wunder, denn für die meisten Menschen ist eine magersüchtige Frau nur jemand, die es mit dem Schlanksein übertrieben hat und übers Ziel hinausgeschossen ist. Dass das Ziel jedoch das richtige ist, daran haben sie keinen Zweifel.

Doch genau das ist falsch! Schlankheit ist keineswegs eine Garantie für eine schöne Figur. Und die Regel "je schlanker die Figur, desto schöner" stimmt nur auf den ersten Blick. Bei genauerer Betrachtung bleibt von dieser sicher geglaubten Wahrheit nur noch wenig übrig.

Für eine unserer Untersuchungen haben wir 100 Frauen fotografiert, sie auf die Waage gestellt und ihre Größe gemessen. Anschließend ließen wir die Fotos ihrer Figur von Versuchspersonen nach Attraktivität bewerten und berechneten für jede Figur aus Körpergröße und Gewicht den Body-Mass-Index (BMI). Die folgende Grafik illustriert den Zusammenhang zwischen Body-Mass-Index (BMI) und Attraktivität anhand von 100 fotografierten Frauenfiguren:

Auf den ersten Blick scheinen die Ergebnisse zu bestätigen, was wir schon immer zu wissen glaubten: Je schlanker die Figur (d. h. je niedriger der BMI), desto höher die Attraktivität. Die Korrelation fällt mit r = -.74 recht deutlich aus. Doch diese Zahl ist trügerisch, wie ein genauerer Blick auf die Grafik zeigt: Der deutlich negative Zusammenhang kommt vor allem durch die wenigen übergewichtigen Figuren zustande, die deutlich unattraktiv bewertet werden. Dick sein macht also unattraktiv. Das bedeutet jedoch noch nicht im Umkehrschluss, dass schlank sein attraktiv macht. Vor allem für die Mehrzahl der Figuren mit Normalgewicht ist kaum eine Vorhersage möglich: Mit demselben mittleren BMI kann man sowohl zu den attraktivsten als auch zu den unattraktivsten gehören.

 

Ab einem BMI von 25 beginnt per Definition das Übergewicht. Schließt man die wenigen übergewichtigen Figuren von der statistischen Auswertung aus und betrachtet alle Figuren, die normalgewichtig oder leichter sind, dann schrumpft der Effekt des BMI auf die Attraktivität plötzlich auf nur r = -.49 zusammen.

Wenn Sie den Mauszeiger auf die Grafik bewegen, sehen Sie, wie sich dabei die Steigung der Regressionsgeraden verändert. Diese Gerade zeigt den generellen Trend der Daten an. Bezieht man die übergewichtigen Figuren in die Auswertung mit ein, ziehen sie die Regressionsgerade auf der rechten Seite nach unten und verzerren das Ergebnis. Ohne die Übergewichtigen gibt es nur einen mäßigen Effekt von Schlankheit auf Attraktivität.

Dieses Beispiel macht deutlich, wie sorgfältig man bei der Interpretation statistischer Daten sein muss: Eindeutig ist nur, dass übergewichtige Figuren unattraktiv bewertet werden. Für die große Mehrzahl normalgewichtiger Figuren sagt die Korrelation von r = -.49 jedoch viel weniger aus. Wie man an der Grafik sieht, kann man mit einem mittleren BMI attraktiv, aber auch unattraktiv sein; eine Gewichtsabnahme bringt für diese Personen keineswegs unbedingt auch eine höhere Attraktivität. Oder positiver ausgedrückt: Eine attraktive Figur ist sowohl mit niedrigem als auch mit mittlerem Körpergewicht möglich. Ein Argument für eine Diät liefern diese Daten nur für Übergewichtige, nicht jedoch für Normalgewichtige!


Body-Mass-Index (BMI)

Der Body-Mass-Index (BMI) ist eine Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts eines Menschen. Sie wurde von Adolphe Quételet im 19. Jahrhundert entwickelt. Da Übergewicht ein weltweit zunehmendes Problem darstellt, wird die Körpermassenzahl vor allem dazu verwendet, auf eine diesbezügliche Gefährdung hinzuweisen.

Der BMI gibt lediglich einen groben Richtwert an und ist umstritten, da er die Statur eines Menschen nicht berücksichtigt und beim Körpergewicht nicht zwischen Fett- und Muskelmasse unterscheidet.

Der Body-Mass-Index (BMI) wird folgendermaßen berechnet:

wobei Masse das Körpergewicht in Kilogramm und Größe die Körpergröße in Metern angibt.

Die folgende Tabelle zeigt, wie der BMI zu interpretieren ist:

BMI männlichBMI weiblich
Untergewicht unter 20 unter 19
Normalgewicht 20-25 19-24
Übergewicht 26-30 25-30
Adipositas 31-40 31-40
starke Adipositas größer 40 größer 40

 



Der BMI-Rechner: Geben Sie in die Felder am rechten Rand Ihre Körpergröße und Ihr Gewicht an oder bestätigen Sie die Schieberegler, um sich Ihren BMI anzeigen zu lassen!

BMI Script von BMI-Club
BMI Herkunft

 

 

 

Normales Körpergewicht am häufigsten bevorzugt

Dieses Ergebnis wird durch eine weitere Untersuchung mit über 34.000 Versuchspersonen voll unterstützt. Hierzu haben wir die Daten unseres Bodygenerator-Experiments ausgewertet, an dem Sie selbst online teilnehmen können. Hierbei kann jeder Nutzer online seine Traumfrau zusammenklicken. Veränderbar sind dabei fünf Figur-Parameter in jeweils drei Stufen, einer davon ist die Körperfülle.

Die Tabelle zeigt die Resultate - unterteilt nach männlichen und weiblichen Beurteilerpersonen. Ausgewertet wurde, wie häufig die von den Versuchspersonen zusammengestellte Idealfigur eher untergewichtig, mittel oder eher übergewichtig war:


Geschlechtsunterschiede (in Prozent) bei der Bevorzugung des Gewichts. Befragte Versuchspersonen: N = 34.015. Präsentierte Figuren: 243 gemorphte Figur-Varianten aus dem Bodygenerator-Experiment

bevorzugtes Gewicht Gesamt
schlank mittel füllig
weibliche Beurteiler 38% (-0,6) 49% (-2,4) 13% (6,1) 100%
männliche Beurteiler 39% (0,6) 52% (2,4) 9,8% (-6,2) 100%
Gesamt 38% 50% 11% 100%

Chi² (2, 34015) = 87,52, p <.001
Die Zahlen in Klammern sind so genannte standardisierte Residuen. Je größer ihr Wert (unabhängig vom Vorzeichen), desto größer ist der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Beurteilern. Im Detail: ≥2.0 oder ≤-2.0 à p < .05; ≥2.6 oder ≤-2.6 à p < .01; ≥3.3 oder ≤-3.3 à p < .001

Obwohl diese Ergebnisse mit einem komplett anderen Bildmaterial gewonnen wurden, nämlich systematisch gemorphten Varianten einer Frauenfigur anstatt fotografierter Frauenfiguren, ergibt sich das gleiche Bild: Eher übergewichtige Figuren werden eindeutig als unattraktiv bewertet. Nur 11 % der Beurteiler empfinden diese als ideal. Die große Mehrheit bevorzugt eine eher untergewichtige oder normale Figur - die mittlere Gewichtsklasse wird sogar noch häufiger präferiert als die eher untergewichtige. Auch dieses Ergebnis liefert keiner Frau mit Normalgewicht einen Anlass für eine Diät. Mit mittlerem Gewicht kann sie genauso attraktiv sein wie mit eher untergewichtiger Figur.

Offensichtlich entbehrt das starke Streben nach Schlankheit in unserer Gesellschaft einer realen Grundlage. Unsere Ergebnisse mit mehreren Zehntausend Versuchspersonen können lediglich bestätigen, dass Übergewicht als unattraktiv empfunden ist. Dass deswegen untergewichtige Figuren attraktiver bewertet würden als normalgewichtige, kann daraus jedoch keineswegs gefolgert werden. Die Regel "je schlanker, desto schöner" ist in dieser Allgemeinheit eindeutig falsch. Eine attraktive Figur ist genauso mit Normalgewicht möglich.

Ob eine Figur schön ist oder nicht, hängt eben noch von zahlreichen weiteren Merkmalen ab, z. B. vom Verhältnis von Taille zu Hüfte, von der Oberweite oder den Beinen. Unsere Schönheitsformel berücksichtigt daher all diese Merkmale und kann daher weitaus genauer die Attraktivität einer Figur bestimmen als dies auf Basis des Körpergewichts bzw. des BMI allein möglich wäre. Fehlt es umgekehrt einer schlanken oder normalgewichtigen Figur an Attraktivität, dann gibt es dafür meist andere Gründe als pauschal das Gewicht. Die wahren "Problemzonen" bringt die Beautycheck-Figuranalyse ans Licht.

Informationen zur Figuranalyse