Aus der Attraktivitätsforschung mit Gesichtern ist bekannt, dass ein durchschnittliches Gesicht als ziemlich schön - wenn auch nicht ideal schön empfunden wird. Gilt dies womöglich bei Figuren auch? Ist eine Figur umso attraktiver, je durchschnittlicher und normaler ihre Proportionen sind?

Beautycheck hat es überprüft und dazu die durchschnittlichen Körpermaße einer Stichprobe von normalen Frauenfiguren ermittelt und diese mit den Körpermaßen von zwei hochattraktiven Extremgruppen verglichen, nämlich mit

Das Ergebnis: Beide Gruppen von hochattraktiven Frauenfiguren wichen ist fast allen Körpermaßen stark oder sehr stark von den Durchschnittsmaßen normaler Frauen ab. Bei den Top-Models war der Unterschied nochmals etwas größer als bei den Miss-Germany-Finalistinnen. Sie unterschieden sich häufig mehr als zwei Standardabweichungen von den Normalmaßen - ein riesiger Unterschied.

Top-Models: Extrem schön, extrem dünn, extrem unnormal

Bei Figuren ist die Durchschnittshypothese, die bei Gesichtern einiges erklärt, also ohne jegliche Gültigkeit. Für jeden mit gesundem Menschenverstand nicht sonderlich überraschend. Überraschend ist eher die Größe des Unterschieds, der hauptsächlich auf die ausgeprägte Schlankheit dieser beiden Gruppen zurückzuführen ist (vgl. folgende Tabelle). Unterschiede von zwei Standardabweichungen zeigen z. B. dass diese Frauen zu den 2 % dünnsten Frauen der Bevölkerung gehören (ab 2,3 Standardabweichungen sogar zu den dünnsten 1 % Frauen).

Doch auch bei solchen Figurmerkmalen, die durch Quotienten (also durch das Verhältnis zweier Merkmale) erfasst werden, gibt es deutliche Unterschiede. Dies zeigt, dass diese hochattraktiven Frauen besondere Körperproportionen besitzen, die vom Normalen abweichen und die durch Schlankheit allein nicht erklärbar sind.

Die folgende Tabelle zeigt, wie stark die Körpermerkmale von Top-Models vom Bevölkerungsdurchschnitt normaler Frauen abweichen (Zahlen in der Spalte "Normal-Figuren"). Um den Vergleich leichter vornehmen zu können, wurden alle Maße einer sogenannten z-Transformation unterzogen. Dabei handelt es sich um ein statistisches Standardverfahren, bei dem Daten normiert werden, um sie besser vergleichen zu können.

Zur besseren Übersichtlichkeit sind die Zahlen zusätzlich farblich mit einer Art "Ampelsystem" kodiert. Die genaue Bedeutung der Farben finden Sie unterhalb der Tabelle. "Grün" () bedeutet in der Spalte Normalfiguren beispielsweise, dass das Körpermerkmal der Top-Models ziemlich genau dem Bevölkerungsdurchschnitt entspricht. "Rot" () hingegen bedeutet, dass ihr Körpermerkmal stark vom Normalen abweicht.

Abweichung der einzelnen Körpermerkmale einer durchschnittlichen Top-Model-Figur von den mittleren Körpermerkmalen der Vergleichsgruppen "Normale Frauen", "Top-Models" und "Miss-Germany-Endrunden-Teilnehmerinnen" (Maßeinheit: Differenz in Standardabweichungen)

Ergebnisse für Miss-Germany-Endrundenteilnehmerinnen anzeigen

Ergebnisse für normale Frauenfiguren anzeigen

Die einfachen Breiten- und Längenmaße in Spalte 2 sind in Prozent der Körpergröße angegeben. Die Verhältnismaße sind Quotienten (Brüche aus zwei Zahlen) und daher ohne Maßeinheit.

Bedeutung des Vorzeichens:
Zahlen mit Plus (+) davor: Das Merkmal ist größer ausgeprägt als bei Figuren der Vergleichsgruppe.
Zahlen mit Minus (-) davor: Das Merkmal ist kleiner ausgeprägt als bei Figuren der Vergleichsgruppe.

Bedeutung der Farben und Zahlen:

-2,01 und kleiner:

Merkmal ist viel kleiner ausgeprägt als bei Vergleichsgruppe.

-2,00 bis -1,01:

Merkmal ist deutlich kleiner ausgeprägt als bei Vergleichsgruppe.

-1,00 bis -0,51:

Merkmal ist etwas kleiner ausgeprägt als bei Vergleichsgruppe.

-0,50 bis 0:

Hohe Ãœbereinstimmung des Merkmals mit Vergleichsgruppe.

+0 bis +0,50:

Hohe Ãœbereinstimmung des Merkmals mit Vergleichsgruppe.

+0,51 bis +1,00:

Merkmal ist etwas größer ausgeprägt als bei Vergleichsgruppe.

+1,01 bis +2,00:

Merkmal ist deutlich größer ausgeprägt als bei Vergleichsgruppe.

+2,01 und größer:

Merkmal ist viel größer ausgeprägt als bei Vergleichsgruppe.

Grundregel: Je kleiner der Wert der Zahl (unabhängig vom Vorzeichen), also je näher an der Null, desto größer die Übereinstimmung mit den Figurmaßen der Vergleichsgruppe.

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Tipp:
Wenn Sie an unserem Beauty-Test teilnehmen, erhalten Sie unter anderem auch eine Analyse Ihrer Figur. Sie ist aufgebaut wie die obige Tabelle. In der zweiten Spalte stehen dann jedoch die Körpermaße Ihrer Figur und in den folgenden Spalten können Sie vergleichen, wie sehr Ihre eigenen Körpermaße mit den Maßen der drei Vergleichsgruppen "Normale Frauen", "Top-Models" und "Miss-Germany-Endrunden-Teilnehmerinnen" übereinstimmen (Mehr zur Figuranalyse).

Die folgende Grafik veranschaulicht, wie häufig bzw. selten bestimmte Abweichungen von den durchschnittlichen Figurmaßen der Bevölkerung sind. Auf der y-Achse ist die Häufigkeit eines Merkmals angetragen, auf der x-Achse die Abweichung des Merkmals vom Durchschnitt, der (aufgrund der Standardisierung als z-Wert) bei Null liegt. Es ist zu sehen, dass am häufigsten Merkmale auftreten, die um den Durchschnitt (= 0) liegen. Je weiter ein Merkmal vom Durchschnitt entfernt ist, desto seltener tritt es auf.

Die Häufigkeit von Abweichungen in einem Körpermerkmal vom Durchschnitt der Bevölkerung. (Maßeinheit: Standardabweichungen; durchschnittliche Merkmalsausprägung der Bevölkerung: 0).

Die Fläche unter der Kurve symbolisiert den Prozentsatz derjenigen Personen mit einer bestimmten Merkmalsausprägung.

Ein Beispiel für das Merkmal "Taillenweite":

Ein Beispiel für das Merkmal "Oberweite":


Konsequenzen für die Erreichbarkeit des Figurideals

Die schönsten Frauenfiguren haben also Figurmerkmale die weit vom Bevölkerungsdurchschnitt und damit vom "Normalen" entfernt sind. Top-Models erreichen damit einen durchschnittlichen Beauty-Quotienten von 134 Punkten und gehören damit zum attraktivsten 1 % der Bevölkerung. Frauen mit ganz normalen Körpermaßen und Proportionen erreichen dagegen nur einen durchschnittlichen Beauty-Quotienten von 100. Für die allermeisten Frauen sind daher Figurmaße, Proportionen und Attraktivitätswerte von Models oder Miss-Germany-Endrundenteilnehmerinnen völlig unerreichbar - vor allem nicht durch eine bloße Gewichtsabnahme.

Denn vieles, was eine attraktive Figur ausmacht, ist kaum oder gar nicht beeinflussbar, z. B. die Beinlänge oder alle Merkmale, die überwiegend durch den Knochenbau bestimmt sind, wie die Beckenbreite, sowie zahlreiche Verhältnisse zwischen jeweils zwei Merkmalen. Durch eine Diät ode reine Fettabsaugung macht man beispielsweise Beine nur schmaler, aber nicht länger. Entscheidend ist die Gesamtwirkung der Körperproportionen. Daher besteht auch die Gefahr, aufgrund eines nur teilweisen Verständnisses des Schönheitsideals mit einem chirurgischen Eingriff sogar die Attraktivität zu verringern anstatt zu steigern. Lange Beine sind eben nicht dasselbe wie dünne Beine - in diesem speziellen Fall könnte möglicherweise das Tragen von High Heels sogar mit weniger Aufwand mehr Positives bewirken.

Die schönsten Frauenfiguren haben also Figurmerkmale die weit vom Bevölkerungsdurchschnitt und damit vom "Normalen" entfernt sind. Top-Models erreichen damit einen durchschnittlichen Beauty-Quotienten von 134 Punkten und gehören damit zum attraktivsten 1 % der Bevölkerung. Frauen mit ganz normalen Körpermaßen und Proportionen erreichen dagegen nur einen durchschnittlichen Beauty-Quotienten von 100. Für die allermeisten Frauen sind daher Figurmaße, Proportionen und Attraktivitätswerte von Models oder Miss-Germany-Endrundenteilnehmerinnen völlig unerreichbar. Das gilt umso mehr, da viele Merkmale ja auch durch eine Diät oder Schönheitschirurgie kaum oder gar nicht beeinflussbar sind, z. B. Beinlänge, alle Merkmale, die überwiegend durch den Knochenbau bestimmt sind, wie die Beckenbreite, sowie zahlreiche Verhältnisse zwischen jeweils zwei Merkmalen.

Zudem muss festgehalten werden, dass einige (nicht alle!) der untersuchten Top-Models auffallend untergewichtig aussehen (Informationen zum Gewicht wurden uns leider nicht mitgeteilt). In Anbetracht des Risikos von Essstörungen ist es daher äußerst fraglich, ob es überhaupt erstrebenswert sein kann, einem solchen Ideal nachzueifern. Als Maßstab sollten daher eher (wenn überhaupt) die immer noch sehr schlanken Miss-Germany-Endrundenteilnehmerinnen dienen, auch wenn deren durchschnittlicher Beauty-Quotient "nur" bei 123 Punkten liegt.

Unrealistisch hohe Ansprüche der Bevölkerung

Auch bei all unseren Untersuchungen zur Schönheit der Figur konnten wir wieder einmal ein Phänomen beobachten, das uns von Gesichtern schon seit langem vertraut ist: Selbst die schönsten Figuren wie die attraktivsten Top-Models erreichen bei den Attraktivitätsbewertungen durch Versuchspersonen gerade mal einen Wert von 5,5 Punkten auf einer Skala von 1 (= sehr unattraktiv) bis 7 (= sehr attraktiv). 5,5 liegt demnach zwischen den Urteilen "eher attraktiv" und "ziemlich attraktiv". Dies zeigt, wie extrem kritisch die Bevölkerung generell einen Frauenkörper beurteilt und wie überzogen die vorherrschenden Ansprüche beim Schönheitsideal sind.

Aus diesem Grund ist es sinnvoll und nützlich, den absoluten Attraktivitätswert (Beauty-Score) auf der Skala von 1 bis 7 in einen Beauty-Quotienten umzurechnen (Informationen zur Umrechnung), gerade dann wenn es wie beim unserem Beauty-Test darum geht, die Schönheit einer bestimmten Person mit der Schönheit von anderen zu vergleichen. So erhalten denn auch die attraktivsten Top-Models einen Beauty-Quotienten von 145 Punkten und gehören damit zu den schönsten 0,15 % Frauen (d. h. die schönsten 15 von 10.000) - auch wenn das vielen Leuten immer noch nicht genug ist.

Informationen zur Figuranalyse

Informationen zum Beauty-Test